16.10.2013 / SVZ – Hagenower Kreisblatt
Fazit der Herbstdeichschau in der Boizenburger Region: Sollte es zu einem Winterhochwasser kommen, sind die Schutzanlagen weitgehend in Takt
BOIZENBURG Beinahe 6Q Experten des Hochwasserschutzes nahmen die Deiche im Bereich Boizenburg unter die Lupe. Frank Müller freute angesichts dieser Zahl über eine erfolgreiche Herbstdeichschau mit Rekordbeteiligung. Über ihren Verlauf sprach SVZ-Redakteur Dietmar Kreiß mit dem Abteilungsleiter Naturschutz, Wasser und Boden beim Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU).
Herr Müller, wie lautet Ihr wichtigstes Resümee nach dem Rundgang?
Frank Müller: Die Hochwasserschutzanlagen machen angesichts der noch nicht einmal vier Monate zurückliegenden enormen Belastungen einen erstaunlich guten Eindruck. Wichtig ist ebenso, dass keine Besorgnis erregenden Schwachstellen festgestellt worden sind.
Gleichwohl hat die Flut an den Elbedeichen immer noch sichtbare Spuren hinterlassen, sagte im Vorfeld Umweltminister Till Backhaus gegenüber SVZ. Welche sind das konkret?
Die Grasnarbe auf den wasserseitigen Deichschultern, die unter den Aufkadungen der Verwallung bzw. Sandsäcke lag, ist insgesamt zwar bereits wieder erfreulich begrünt, jedoch teilweise lückenhaft. Hierauf gilt es besonderes Augenmerk zu legen. Teilweise wird hier in den nächsten Tagen noch nachgearbeitet werden. Diese Arbeiten gehören zu den mehr als 30 identifizierten Sofortmaßnahmen zur Beseitigung von Hochwasserschäden an den Deichen mit einem Wertumfang von 1,5 Millionen Euro für den gesamten Bereich in MV, also Boizenburg und Dömitz.
Gab es besondere Blickfänge?
Ja, die gab es tatsächlich. Die Deichschaukommission konnte sich über zahlreiche bereits realisierte kleinere Ausbesserungsarbeiten freuen, wie Tiefstellenaufhöhungen in den Deichfußbereichen an der Elbe, teilweise unter sinnvoller Verwendung des Bodenmaterials aus der Verwallung, wodurch auch Abtransporte und damit u.a. Treibstoff gespart wurde. Das ist auch ein kleiner Beitrag zum Klimaschutz. Eine wasserseitige Rampe am Elbdeich Horst in der Nähe der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein ist bereits fertiggestellt. Zu großen Teilen grünt die frische Ansaat schon aus. Am Deich am Randkanal im Polder Horst wurden gerade begonnene Arbeiten zur Beseitigung von Spurrillen im landseitigen Deichschutzstreifen in Augenschein genommen.
Was würden Sie noch hervorheben?
Besonders erwähnenswert auch die gerade begonnene letzte allerdings vom Hochwasser unabhängig geplante große Investition zur Ertüchtigung des Hochwasserschutzsystems Sanierung des Deichs am Randkanal oberhalb der B 5 mit einem Investitionsvolumen von 2,4 Millionen Euro. Damit wird die letzte noch unsanierte Lücke im Hochwasserschutzsystem der Elbe im Bereich Boizenburg geschlossen. Die Fertigstellung ist für den Herbst nächsten Jahres, also vielleicht zur Herbstdeichschau in 2014, vorgesehen.
Könnte aus Ihrer Sicht die nächste Flutwelle anrollen?
Sollte es zu einem Winterhochwasser kommen, sind die Hochwasserschutzanlagen weitgehend in Takt. Besonders muss dann auf die noch frisch angesäten Bereiche mit nicht vollständig ausgeprägter Grasnarbe geachtet werden und auf die Baustellensicherung bei noch laufenden Sofortmaßnahmen. Gefährliche Schwachstellen wurden nicht festgestellt, so dass man aufmerksam, aber ruhig dem Winterhalbjahr bis zur Frühjahrsdeichschau entgegensehen kann.