03.12.2013 / SVZ – Hagenower Kreisblatt
Arbeiter in der Bahnhofstraße fürchten fast täglich um ihre Gesundheit, weil immer weniger Autofahrer Rücksicht nehmen
BOIZENBURG BAHNHOF Dauerbaustelle Bahnhofstraße: Hier passiert im Minutentakt jeden Tag etwas, dass es eigentlich so gar nicht geben dürfte. Nur Zentimeter neben den Bauarbeitern schieben sich Autos, Busse aber auch Lkw’s vorbei, die meisten langsam, andere jedoch nicht. Und obwohl nur die Fahrbahn in Richtung Boizenburg Stadt frei gegeben ist, kommen auch regelmäßig aus der anderen Richtung Fahrzeuge, teils in halsbrecherischer Fahrt durch die Baustelle.
Die Bauarbeiter der Firma Westa-Bau sind einfach nur noch genervt, weil auf sie niemand Rücksicht nimmt und sie ständig im Augenwinkel mit Gefahr für Leib und Leben rechnen müssen. „Wir haben immer gefordert, dass die Straße für die Bauarbeiten voll gesperrt werden muss. Aber darauf hat sich die Stadt ja nicht eingelassen, mit Rücksicht auf die Anwohner und die Firmen hier. Doch das Risiko liegt voll bei meinen Leuten“, schimpft Geschäftsführer Heiko Wolff gegenüber unserer Zeitung. Wie zur Bestätigung steuert während des Gesprächs ein VW Vento aus verbotener Richtung die Baustelle an, wartet eine Lücke im Verkehr ab und prescht durch die Baustelle. Die Arbeiter müssen zusehen, wo sie bleiben. Dabei würde es eine funktionierende Umleitung geben, sie würde eben nur weitläufig um die Baustelle herumführen. Doch die Stadt Boizenburg habe auch ihren Busverkehr im Blick und setzte die halbseitige Sperrung schließlich durch. Das Problem ist nur, wo ein Bus durchkommt, ist auch Platz für einen Lkw. Entsprechend geht es in der wenige Hundert Meter langen Baustelle zu. Durchgangsverkehr ist wohl das passende Wort dafür. Den härtesten Fall schilderte ein Bauleiter, als ein Pkw-Fahrer mitten in der Baustelle noch einen Lkw überholte. Zum Glück befand sich an der Stelle zu diesem Zeitpunkt niemand.
Von den Arbeitern wird erwartet, dass sie fertig werden und nicht stören. Doch die Baustelle in der Bahnhofstraße ist aufgrund der vielen zu wechselnden Leitungen kompliziert, die Arbeiten dauern ihre Zeit. Und die halbseitige Sperrung hilft nicht gerade dabei, die Arbeiten zu verkürzen. Dabei sind die Bauleute im Plan. Und der sagt aus, dass es in der Bahnhofstraße bis weit in das kommenden Jahr hinein weitergehen wird. Anders gehe es halt nicht. Zur Zeit ist es auch so, dass ein massiver Wintereinbruch die Arbeiten jederzeit unterbrechen kann, und das für Monate. Die Stimmung unter den Arbeitern ist so angespannt, dass sie auf dumme Bemerkungen von Autofahrern und Frotzeleien inzwischen nervös reagieren. Als kürzlich der Fahrer eines Firmenwagens seinen Ex-Kollegen in der Baustelle ärgern wollte und der ihn nicht gleich erkannte, setzten die Bauleute alles daran, den Mann ausfindig zu machen. Der hat sich jedoch inzwischen reuemütig entschuldigt.
FOTOS: POHI